Mit dem Rad durch den Stiefel - Bericht Westfalen-Blatt

Bad Driburg - Markus Spieker überlegt nicht lange: „Die Landschaften haben mich am meisten beeindruckt“, sagt der Bad Driburger. 1600 Kilometer führte ihn seine bisher längste Radtour von seiner Heimatstadt bis nach Neapel in Süditalien. 

Von Sylvia Rasche (Link zum Bericht: Link

Dabei kennen heimische Sportler den 46-Jährigen eher als Tischtennisspieler. Seit mehr als 30 Jahren spielt er in den verschiedenen Mannschaften des TuS Bad Driburg, hat dort in diesem Herbst auch als Abteilungsleiter Verantwortung übernommen. „Fahrradurlaub habe ich vorher eigentlich nur mal auf Mallorca und den Kanaren gemacht.“ Dort waren es allerdings Tagestouren mit fester Unterkunft.

Im Sommer vor zwei Jahren fasste er den Entschluss der ersten langen Reise. „Eigentlich wollte ich nach Rom, am Ende ist es Neapel geworden“, lacht Spieker. Von Bad Driburg ging es südwärts über Bamberg nach München, dann über die alte Brennerstraße über die Alpen nach Italien und fast den gesamten Stiefel entlang. „Die Alpen waren ein besonderes Erlebnis“, berichtet Markus Spieker, der sich bis dahin schon gut eingefahren und an die täglichen Etappen gewöhnt hatte. „Über die Alpen bin ich langsamer gefahren. Das ging ganz gut“, so der Finanzberater.

Sein Reiserad hatte er erst in der Woche zuvor gekauft, eine Proberunde um Bad Driburg gedreht und sich dann mit vollem Gepäck am Vorderrad und in den Satteltaschen am Hinterrad auf den Weg gemacht. „Ich hatte auch ein Zelt dabei, habe aber nur eine Nacht darin geschlafen“, erzählt der Driburger, der ansonsten in Pensionen übernachtete und zwei Nächte komplett durchgefahren ist.

„Einmal waren es 220 Kilometer am Stück, das war noch in Deutschland und richtig schön. Ich war am Abend noch nicht müde und hatte keine Lust, Pause zu machen.“ Auf die Wiederholung dieser Aktion im weiteren Verlauf der Reise in Italien hätte er im Nachhinein aber lieber verzichtet. „Das war keine gute Idee. Es hat stark geregnet, geblitzt und gedonnert. Das war schon unheimlich“, erinnert sich Markus Spieker.

Von Bozen ging es für ihn weiter Richtung Osten über Verona und Ancona nach Pescara. „Die Etappen an der Adria waren besonders schön, weil die Saison schon zu Ende war. Es war sehr ruhig und leer“, berichtet Spieker. Doch nun stand noch die schwierige Italien-Querung von Ost nach West bevor. „An einem Tag habe ich nur 40 Kilometer geschafft. Das war schwerer als in den Alpen“, so der Driburger, der am 21. Tag der Reise Neapel erreichte – und eigentlich noch ein Stück nach Norden bis Rom radeln wollte. „Das passte dann aber nicht mehr in den Zeitplan. Da bin ich von Neapel aus zurückgeflogen.“ Die Begeisterung für den Radsport hatte den Tischtennisspieler da aber längst gepackt. Mindestens ein paar Wochen in den Sommermonaten legt er seitdem den Weg zur Arbeit von Bad Driburg nach Höxter mit dem Rad zurück.

„Das ist total entspannt, weil die Radwege entlang der Nethe und Weser so schön sind“, meint der 46-Jährige, der sich eigens dafür ein Rennrad zugelegt hat „Damit bin ich doch ein bisschen schneller als mit dem Reiserad“.

Aktuell hält er sich mit Joggen fit. „Die Tischtennishallen sind ja geschlossen“, sagt Spieker, der beim TuS Bad Driburg auch im Jugendtraining tätig ist. „Das ist die Zukunft des Vereins und schon immer ein wichtiger Teil unserer Arbeit gewesen. Wir sind neun Leute im Abteilungsvorstand, davon sind sieben auch als Jugendtrainer aktiv.“ Selbst spielt er in der dritten Mannschaft des Vereins in der 1. Kreisklasse.

Als Zuschauer hat Markus Spieker über Jahre auch die Bundesliga-Frauen des TuS Bad Driburg begleitet. „Der zweite Aufstieg in die 1. Liga war ein echtes Highlight. Da haben wir aus dem Auswärtsspiel in Baunatal mit vielen Fans ein echtes Heimspiel gemacht“, erinnert er sich an das Remis in Nordhessen, das am letzten Spieltag der Saison 2013/2014 zur Rückkehr ins Oberhaus reichte. Anschließend folgten Klassenerhalt, Champions-League-Debüt, die zweite Deutsche Vizemeisterschaft der Vereinsgeschichte – und dann das bittere Corona-Aus.

Obwohl Profi-Tischtennis in Bad Driburg damit erstmal vorbei ist, freut sich Markus Spieker auf den Re-Start der Tischtennis-Abteilung im kommenden Jahr und auf eine zweite größere Radtour, wenn die Reisebeschränkungen aufgehoben werden. „Die Tour nach Neapel war ein tolles Erlebnis. So etwas würde ich gerne noch mal machen“, blickt er voraus.

 

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